Chronik der Pfarrgemeinde Fresach
Die evangelische Pfarrgemeinde Fresach-Puch
1781
Mit dem Toleranzpatent Joseph II. vom 13. Oktober 1781 erhielten die Protestanten das Recht auf eine eingeschränkte private Religionsausübung. Zugleich ermöglichte es die Gründung von Pfarrgemeinden (Pastoraten), die Errichtung von Bethäusern und Schulen. Nichts am äußeren Erscheinungsbild der Bethäuser durfte an eine Kirche erinnern, Türme und Glocken waren untersagt, ebenso ein straßenseitiger Eingang. Die Baukosten für Bet-, Pastoren- und Schulhäuser sowie die Erhaltung der Prediger und Lehrer lasteten einzig auf der evangelischen Pfarrgemeinde.
1782
Bereits Ende 1782 existierten in Kärnten sechs Pastorate, darunter Puch-Fresach. Erster Pastor in Fresach war der aus Schwaben stammende Lewin Friedrich Kurz. Ab 1782/1783 liegen die Geburts- und Taufregister, Hochzeits- und Sterberegister „der vereinigten Evangelischen Fresacher und Pucher Kirchengemeind“ auf.
1783
Für dieses Jahr ist die Existenz eines Holzbethauses in Fresach gesichert.
1784
Am 4. Mai 1784 wurde das Fresacher Bethaus vermutlich durch Brandstiftung zerstört, das Pastorenhaus beschädigt. Johann Gottfried Gotthardt, Pastor in Arriach, war 1784 das Seniorat für die Kärntner Gemeinden übertragen worden.
1785
Aufstellung des Kanzelaltars im neu errichteten Bethaus, das nunmehr in Stein aufgeführt und mit einer Apsis – angeblich als „Revanche“ für die Brandstiftung – ausgestattet wurde. Möglicherweise fällt die Errichtung der Apsis aber erst in die Zeit der französischen Besetzung (1809- 1814), als das Toleranzpatent vorübergehend außer Kraft war.
1786
Pastor Lewin Friedrich Kurz verließ Fresach, um in seiner Heimat „ein besseres Glück“ zu suchen. An seiner statt kam Johann Leonhard Wach, aus dem Nürbergischen gebürtig und zuvor in Eisentratten/Nöring, tätig. Pastor Wach bezog ein Gehalt von 350 Gulden, außerdem versorgte ihn die Gemeinde mit dem jährlichen Brennholzbedarf, mit Schmalz und Getreide, wofür er die Abendmahlshostien unentgeltlich liefern musste. Wach bekleidete das Pastorenamt in Fresach-Puch bis zu seinem Tod am 8.2.1823. Im Oktober 1786 erfolgte eine Visitation der evangelischen Pfarrgemeinden Kärntens durch Senior Johann Gottfried Gotthardt. Zu Fresach und Puch schrieb er: „Fresach (1450 Seelen, 209 Familien) hat auf der Brandstätte des vorigen hölzernen Bethaußes ein neues solides gemauertes gebaut. Die ausgebrannte P. Wohnung ist zwar gemauert u. ganz repariert, aber sehr schlecht gebaut ….. der P. hat 4 Zimmer, einen Keller u. Kammer. Die Gem. hat dem Pastor ein paar Bettstellen, Tische, u. Stühle angeschafft. Am Hauße ist ein kleiner Garten. Die Kirchengeräthe sind aus schlechtem Zinn. Das Schulhauß soll künftigen Sommer v. Holz aufgeführt werden ….. Die Filial Buch hat ein gemauertes aber noch nicht ausgebautes Bethauß …..“ Die Kirchenvorsteher waren von den Gemeindemitgliedern gewählt.
1787
Nahe dem Fresacher Bethaus wurde eine evangelische Schule samt Lehrerwohnung errichtet. Als erster evangelischer Schulmeister nachweisbar ist der von der vlg. Unterkoflerhube in Mooswald herstammende Johann Niederkofler. In der Folge begegnen noch Christian Wegscheider, ein Nußbaumersohn aus Tscheuritsch, und zuletzt der aus Gnesau gebürtige Heinrich Gutzelnig, der zuletzt an der 1878 eröffneten Fresacher Volksschule unterrichtet hatte. Die evangelische Tochtergemeinde Puch-Wollanig hatte eine 1765 erbaute ehem. katholische Missionsstation erworben, in welcher dann mehr als 100 Jahre die evangelische Volksschule untergebracht war. Johann Karner, während der französischen Besetzung als Maire (Bürgermeister) nachweisbar, weiters Christof Winkler, Kaspar Alter und Mathias Jonach hatten dort unterrichtet. Österreich zählte damals 31 Toleranzgemeinden, allein 16 davon lagen in Kärnten.
1809
Die Zeit der französischen Besetzung (1809-1814) brachte den Protestanten vorübergehend eine glaubensmäßige Gleichberechtigung.
1823
David Langius wurde neuer Pastor in Fresach. Nebenbei unterhielt er gemeinsam mit seiner Frau ein Wirtshaus.
1840
Zwischen 1840 und 1850 dürfte der Neubau des Bethauses in Puch erfolgt sein.
1842
Renovierung des Fresacher Bethauses.
1846
Nachdem Pastor Langius nach Ungarn übersiedelt war, wurde Andreas Bathelt, zuvor Vikar im schlesischen Hillersdorf, mit der Kirchengemeinde Fresach-Puch betraut. Im selben Jahr hatte Jakob Ladstätter, Orgelbauer in Zlan, im Bethaus eine Orgel aufgestellt. Das Instrument wurde dann 1951 in das neue Gotteshaus übertragen.
1849
Den Evangelischen wurde ein Großteil der drückenden Bestimmungen des Toleranzpatentes erlassen. Die einschränkenden Bauvorschriften wurden aufgehoben, sie durften nun „richtige“ Kirchen bauen. Die Bezeichnung „Akatholiken“ wurde abgeschafft, der Ausdruck „Evangelische“ nun erlaubt.
1850
In diesem Jahr hatte sich die Ortsgemeinde Fresach, bestehend aus den Ortschaften Fresach, Mitterberg, Laas und Lang, konstituiert. Johann Taferner, vlg. Santer in Mitterberg, wurde erster Bürgermeister.
1852
Ankauf einer Orgel für die Kirche in Puch.
1855
Erfolgte eine Visitation der Wiener Superintendenz durch den Superintendenten Ernst Pauer, der zur Pfarrgemeinde Fresach festhält: „Fresach ist auf hohen Gebirgen weit umher zerstreut und die Amtswirksamkeit des Pfarrers ist sehr beschwerlich. Sonst bietet dieselbe nicht Bemerkenswertes.“
1860
Von 1860 stammt das Altarbild „Segnender Christus“ im neubarocken Hochaltar der evangelischen Kirche Puch.
1861
Das „Protestantenpatent“ Kaiser Franz Joseph I. stellte die bürgerliche Gleichberechtigung von Evangelischen und römischen Katholiken her.
1862
Am 22.10.1862 wütete im Fresacher Unterdorf ein Großbrand, welcher im Wirtschaftsgebäude des Johann Rauter, vlg. Kirchhofer (heute evang. Pfarrhaus), ausgebrochen war und auf die angrenzenden Höfe vlg. Kriegler (Jakob Golser), vlg. Lueger (Josef Zauchner), vlg. Wirt (Johann Kofler) und vlg. Brückler (Elisabeth Preßinger) übergegriffen hatte.
1878
Eröffnung der öffentlichen interkonfessionellen Volksschule, die evangelische wie auch die katholische Schule, die erst 1863 neu erbaut worden war, wurden geschlossen.
1881
Pfarrer Christian Siebert aus Prag übernahm die Pfarrgemeinde Fresach-Puch. Er starb 1885 und wurde auf dem evangelischen Friedhof in Fresach bestattet. Sein Grabstein befindet sich an der westlichen Außenmauer des Bethauses.
1884
Ein Feuer vernichtete die 1787 aus Holz errichtete protestantische Schule „nebst der evangelischen Kirche“. Die evangelische Kirchengemeinde A. B. zu Fresach hatte die Kirchhoferhube erworben. Nach grundlegenden Renovierungs- und Umbauarbeiten wurde das Wohnhaus als evangelisches Pfarrhaus adaptiert, welchen Zweck es bis auf den heutigen Tag erfüllt. Als erster Pfarrer hatte der aus Mähren stammende Josef Rydel, im neuen Pfarrhaus Quartier bezogen.
1886
Die Pfarrgemeinde Fresach zählte 1770 Seelen. Als Kurator fungierte Johann Unterkofler, vlg. Thoman. Er war seit 1882 Bürgermeister von Fresach und seit 1890 Landtagsabgeordneter für die Landgemeinden der Gerichtsbezirke Villach, Rosegg und Paternion. Die Tochtergemeinde Puch verzeichnete einen Seelenstand von 360, Kurator war Peter Scherzer aus Puch.
1895
Die evangelische Kirchengemeinde gründete einen Kirchenbaufonds, aus welchem in der Folge Waldparzellen etc. angekauft wurden.
1901
Unterbringung eines mit zwei Mann besetzten Gendarmeriepostens im alten Pastorenhaus.
1905
Am 22. Juni 1905 war Fresach Austragungsort des Gustav Adolf-Festes, wozu man das Dorf mit Triumphbogen, Fahnen und Inschriften festlich dekoriert hatte.
1910
Die Volkszählung von 1910 ergab für die Ortsgemeinde Fresach 733 Einwohner, 440 davon waren evangelisch. Ankauf der Lichtrauterhube in Mitterberg durch die evangelische Kirchengemeinde.
1913
Der Seelenstand in der evangelischen Pfarrgemeinde Fresach betrug 1830, in der Filialgemeinde Puch 371.
1921
Pfarrer Otto Bünker trat die Nachfolge des verstorbenen Josef Rydel an.
1930
Pläne für einen Bethausumbau bzw. Kirchenneubau wurden durch den Kriegsausbruch 1939 vereitelt. Ein Entwurf des Architekten Otto Kapeller stellte das Bethaus mit Turmanbau vor.
1937/38
Die evangelische Kirche in Puch erhielt einen Glockenturm.
1937
1937 verzeichnete die evangelische Pfarrgemeinde Fresach eine Seelenzahl von 1950.
1946
Die Wiener Superintendentur wurde geteilt, woraus u. a. die Diözese Kärnten-Osttirol hervorging. Fritz Zerbst wurde zum ersten Kärntner Superintendenten gewählt, Villach zu dessen Amtssitz bestimmt.
1948
Die Vertretung der Pfarrgemeinde Fresach nahm den Vorschlag des Presbyteriums, der anstatt einer Bethausrenovierung einen Kirchenneubau vorsah, einstimmig an. Die verantwortlichen Männer des gewählten Bauausschusses waren: Michael Köferle, Peter Parzauner und Heinrich Pacher für Fresach; Wilhelm Kaltenhofer und Hans Nageler für Lansach und Stuben; Johann Hohenberger für Weißenstein; Hans Rieser für Tscheuritsch; Karl Barzauner für Tragenwinkel; Georg Walder für Amberg; Jakob Barzauner und Johann Parzauner für Mooswald; Josef Schweiger und Johann Mitterer für Gschriet; Andreas Hohenberger für Mitterberg; Franz Löscher für Laas. Der Ortspfarrer Otto Bünker und der Kurator Ernst Hohenberger gehörten dem Bauausschuss kraft ihres Amtes an. Mit der Planung beauftragt wurde Architekt Dip.-Ing. Mangge aus Spittal/Drau. Zugleich mit der Feier der Konfirmation im Bethaus erfolgte am 15. Mai 1949 im Beisein des Superintendenten Dr. Fritz Zerbst die Grundsteinlegung zur neuen Kirche.
1950
Bei der Aufrichtung des Turmkreuzes wurde in die Basis eine Urkunde mit folgendem Text versenkt: „Die evangelische Pfarrgemeinde A. B. Fresach, vertreten durch ihren Pfarrer Herrn Senior Otto Bünker, ihren Kurator Ernst Hohenberger und den Obmann des Bauausschusses Heinrich Pacher beurkunden hiemit, daß am heutigen Tage, dem 10. September 1950, auf dem Turm ihrer neuerrichteten Kirche aus Dank gegen Gott das Kreuz aufgerichtet worden ist.“ Die Baukosten beliefen sich auf 982.481,– Schilling, deren Finanzierung aus Eigenmitteln der Pfarrgemeinde (Holzverkäufe) bewerkstelligt.
1951
Einweihung der neuen Kirche am 16. September 1951 in Anwesenheit des Kärntner Landeshauptmannes Ferdinand Wedenig. Senior Reinhard Bünker versah den Altardienst, die Glockenweihe und Einweihung der Kirche nahm Superintendent Dr. Fritz Zerbst vor. Den Altardienst verrichtete im alten Bethaus zum Abschied der Ortspfarrer Otto Bünker sen., während die Abschiedspredigt dessen Sohn, Pfarrer Otto Bünker aus Leoben, hielt. In der neuen Kirche versah Senior Reinhard Bünker aus Trebesing den Altardienst, die Festpredigt wurde von Bischof Dr. Gerhard May gehalten.
Die drei Glocken tragen folgende Inschrift:
- Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde. ( Joh. 15)
- Christus ist unser Friede. (Eph. 2)
- Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark. (1. Kor. 16)
Nach dem Kirchenneubau hatte Superintendent Zerbst angeregt, das Bethaus als Gedenkstätte für jene Evangelische zu nutzen, „die in Verborgenheit und Angst vor Verfolgung dennoch ihrem evangelischen Glauben mit Gebet und Lesen der Postillen treu geblieben waren.“
1960
Dank der Initiative Oskar Sakrauskys, damals Pfarrer von Bleiberg, des Fresacher Ortspfarrers Otto Bünker und des Radentheiner Pfarrers Otto Bünker jun. wurde im Toleranzbethaus das erste evangelische Diözesanmuseum Österreichs, getragen vom „Verein für evangelische Glaubensüberlieferung in Kärnten“, eingerichtet und am 25. September 1960 durch Superintendent Gerhard Glawischnig eingeweiht. Die Exponate stammen vorwiegend aus den Kärntner Toleranzgemeinden und dokumentieren vor allem die Zeit der Reformation, den Geheimprotestantismus und die Toleranzzeit.
1961
Das „Protestantengesetz“ von 1961 regelte das Verhältnis der evangelischen Kirche zum Staat neu. Dazu gehörte auch eine Annäherung an die römisch-katholische Kirche im Rahmen der Ökumene.
1964
Dachstuhlbrand im Diözesanmusem durch Blitzschlag.
1966
1966 verstarb Fresachs langjähriger Pfarrer Otto Bünker, der nach seiner Pensionierung zahlreiche Besucher durch das Diözesanmuseum geführt hatte. Bünker hatte zuletzt im alten Pastorenhaus gewohnt.
1978
Fresach erhielt ein Gemeindewappen, das außer einem Birkenblatt (als Hinweis auf den slowen. Ortsnamen) noch Abendmahlskelch und Hostie (= Symbol für das Abendmahl unter beiderlei Gestalt, nicht zuletzt wesentliches Element des Selbstverständnisses der Geheimprotestanten) zeigt.
1986
Innen- und Außenrenovierung der evangelischen Kirche in Puch samt Neueindeckung des Turm- und Langhauses unter der Leitung des Kurators Reinhold Unterlerchner.
1993
Nach einer Generalsanierung des evangelischen Pfarrhauses in Fresach, in welche 4.372.000,– Schilling investiert worden waren, erfolgte am 26. September 1993 die Einweihung durch Superintendent Herwig Sturm.
1994
Der Fresacher Pfarrer Martin Leidig und Mag. Franz Ulbing, katholischer Pfarrer in Weißenstein, vereinbarten, dass an jedem dritten Sonntag im Monat in der katholischen Kirche in Weißenstein ein evangelischer Gottesdienst stattfinden soll.
1996
Errichtung einer Aufbahrungshalle.
1997
In Würdigung und Anerkennung seiner Verdienste um die Gründung und Leitung des Fresacher Diözesanmuseums wurde Altbischof Dr. Oskar Sakrausky zum Ehrenbürger der Gemeinde Fresach ernannt.
2001
Am 23. September 2001 wurden zugleich mit der Amtseinführung Pfarrer Mag. Viktor Kiszas das 50-jährige Bestandsjubiläum des evangelischen Gotteshauses und die Renovierung desselben feierlich begangen.
2006
Dr. Oskar Sakrausky, von 1968-1983 Bischof der Evangelischen Kirche A. B., stirbt am 10.2.2006 in Fresach. Altbischof Sakrausky hatte bis zu seinem Tode das Diözesanmuseum geleitet und betreut.
2009
Am 25.10.2009 Einweihung der restaurierten Orgel, welche 1846 für das Bethaus angeschafft und 1951 in die neue Kirche übertragen worden war. Errichtung eines neuen Ausstellungsgebäudes im Rahmen der Vorbereitungen zur Landesausstellung nach den Plänen des Vorarlberger Architektenbüros marte.marte. Zeitgleich wurde mit der Renovierung des Toleranzbethauses und des alten Pastorenhauses begonnen.
2011
- Neugestaltung des Altarraumes, die Glasmalereien von 1951 wurden durch neue ersetzt.
- Austragungsort der Kärntner Landesausstellung „Glaubwürdig bleiben 500 Jahre protestanisches Abenteuer“.
- Die Ortsgemeinde Fresach zählt zu jenen Gemeinden Kärntens mit einem mehrheitlich protestantischen Bevölkerungsanteil, etwa zwei Drittel der Einwohner sind evangelisch.
2013
Am 08.September wurden die historischen Kirchenfenster in einem Weihegottesdienst wieder in den Kirchenraum integriert. Die Restauration erfolgte durch die Fa. Derix in Deutschland.